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Auf Umwegen ins Schloss - Fundstücke und ihre Geschichte(n)

04.05.2012 - 20.01.2013


Die erste Sonderausstellung des Schlossmuseums „Auf Umwegen ins Schloss“ erzählte von den verschlungenen und bisweilen skurrilen Wegen, auf denen Möbel und andere Kostbarkeiten aus dem historischen Residenzschloss zurück ins Schlossmuseum gefunden haben.

Sessel und Kommoden, Kandelaber und Tafelsilber wurden nach der Abdankung des letzten Herzogs 1918 in alle Winde zerstreut. Jahrzehntelang schlummerten diese Schätze ungenutzt im Dunkel von Dachböden, Kellern und Depots vor sich hin oder wurden in neuen Haushalten umgenutzt. Vieles fand zu guter Letzt doch zurück ins heutige Schlossmuseum. Die Geschichten dieser Gegenstände zeichnen die historischen Verwerfungen und Brüche eines ganzen Jahrhunderts nach.

Für die künstlerisch wertvollsten Stücke wird im März 1920 das erste Schlossmuseum im Braunschweiger Residenzschloss eingerichtet. Als 1934 das Schloss zur SS-Junkerschule umgewidmet und das Museum aufgelöst wird, verkauft man die letzten Ensembles hochwertiger Staatsmöbel an andere Museen. Ein weiterer Teil, der im Dachgeschoss des Schlosses eingelagert wird, wird 1944 durch Bomben zerstört. Außerdem gelangt durch einen Ausgleich mit dem vormaligen Herzogshaus 1925 kostbares Barockmobiliar in die Schlösser Richmond und Blankenburg und damit in den Privatbesitz der Welfen. Zahlreiche andere Stücke werden für die Einrichtung von Landesbehörden verwendet und finden sich unter anderem in der Requisite des Staatstheaters, im naturhistorischen Museum, im einstigen Landesfinanzamt und im Säuglingsheim wieder.

So fallen über Generationen hinweg Schätze aus dem ehemaligen Schloss in Braunschweiger Wohnzimmern und Dachböden in einen tiefen Dornröschenschlummer. An manchen von ihnen nagt der Zahn der Zeit. Andere werden als Erinnerungsstücke an das mittlerweile abgerissene Schloss und die einstige Bedeutung Braunschweigs als Residenzstadt in Ehren gehalten – so, wie man auch die Steinquader aus dem Portikus des Schlosses letztlich nicht vernichtet, sondern lediglich vergräbt. Die „Aura“, aber auch die außerordentliche kunsthandwerkliche Qualität der Schlossobjekte lassen sie die wechselnden Moden der Zeit überdauern.

Als Anfang der 2000er die Pläne zur Wiederrichtung des Residenzschlosses und der Einrichtung eines neuen Schlossmuseums Gestalt annehmen, nimmt die Geschichte der Spurensuche an Fahrt auf. Auf der berühmten Welfenauktion 2005 konnten zahlreiche Gemälde, Möbel und Hausrat zurückgewonnen werden. Weitere Museen steuerten wesentliche Leihgaben bei. Ensembles werden wieder vereint. Die dringend notwendigen Restaurierungsarbeiten bringen so manche Überraschung mit sich: Die goldgelbe Seide mit Brandlöchern der herzoglichen Rauchgesellschaft etwa, die unter dem himmelblauen Velours eines Sofas zum Vorschein kommt, dass ursprünglich einen roten Bezug besaß, ist nur ein Beispiel für die „Vielschichtigkeit“ der Objekte und ihrer wechselvollen Nutzungsgeschichte.